Als Novak Djokovic, Tennisprofi und 24‑facher Grand‑Slam‑Sieger hat er am 12. September 2025 seine Familie dauerhaft nach Glyfada verlegt. Der ex‑Weltranglistenerste, der seit seiner Kindheit in Belgrad lebte, ließ seine beiden Kinder – einen 11‑ und einen 8‑Jährigen – in einer privaten Schule im Süden Athens einschreiben. Der Schritt kam, nachdem serbische Medien und die Regierung ihn wegen seiner Unterstützung der Proteste gegen das Regime von Präsident Aleksandar Vučić massiv kritisierten.
Hintergrund der Studentenproteste in Serbien
Im November 2024 kollabierte das Dach der Bahnhofshalle in Novi Sad, wobei 16 Menschen starben und weitere Dutzende verletzt wurden. Das Ereignis löste eine Welle von Unmut aus, weil Ermittlungen fehlten und viele das Ausmaß der staatlichen Nachlässigkeit anklagten. Kurz darauf organisierten Studierende landesweite Proteste, die unter dem Namen Studentenproteste 2024Serbien weiter eskalierten.
Die Proteste forderten mehr Transparenz, bessere Sicherheitsstandards und ein Ende der Korruption. In sozialen Medien verbreiteten die Studenten Memes und Graffiti, die die Regierung als „verräterisch“ bezeichneten, wenn sie die Staatshandlung kritisieren würden.
Der Druck der serbischen Medien und Regierung
Serbische Tageszeitungen, die eng mit Vučićs Regierungspartei verknüpft sind, schilderten Djokovic als „Traitor“, weil er im Dezember 2024 in einem kurzen Post auf X (ehemals Twitter) die Protestierenden unterstützte: "Als jemand, der fest an die Kraft der Jugend glaubt, ist es wichtig, dass ihre Stimmen gehört werden..." Die Berichterstattung war hart, und mehrere prominente Sprecher forderten, er solle sich aus der politischen Debatte zurückziehen.
Der serbische Innenminister kündigte zudem an, die Jugendsicherheitsbehörde zu prüfen, ob Djokovic wegen seiner Äußerungen gegen das Land „landesfremde Propaganda“ verbreitet habe. In einem Interview mit der staatlichen Rundfunkanstalt RTS erklärte ein Sprecher der Regierung: "Wir dürfen keine prominenten Sportler als Sprachrohr für Unruhen zulassen."
Der Umzug nach Glyfada: Leben, Schule und Sport
In Griechenland landete Djokovic in Athen, genauer im gehobenen Vorort Glyfada, wo er ein Strandhaus am Rande der Küste bezog. Laut der Tageszeitung Proto Thema wurde er dort zuletzt beim Einkaufen mit seinem ältesten Sohn gesehen, während neugierige Passanten um Autogramme baten.
Die beiden Kinder beginnen ab dem 12. September in der internationalen International School of Athens – eine englischsprachige Privatschule, die für ihre exzellenten Sportprogramme bekannt ist. Der 11‑jährige Sohn spielt bereits im Jugendteam des örtlichen Kavouri Tennis Club, wo Novak neben ihm trainiert. Der Club bietet 12 Außenplätze und ein Hallen-Center, das regelmäßig von professionellen Trainern geleitet wird.
„Es ist erstaunlich, wie schnell die Stadt ihn aufgenommen hat“, sagt ein langjähriger Trainer des Kavouri Club, der anonym bleiben wollte. „Er ist nicht nur ein großer Spieler, sondern auch ein Vorbild für die Kids.“
Pläne für eine Tennisakademie und Investitionen
Djokovic prüft bereits den Bau einer eigenen Akademie in Athen. Das bevorzugte Gelände liegt beim historischen Tatoi Club, unweit der ehemaligen königlichen Residenz, wo bereits ein kleines Trainingszentrum für Nachwuchstalente existiert. Laut einem Sprecher des Clubs könnte ein Investment von etwa 12 Millionen Euro die Eröffnung einer vollwertigen Akademie bis 2027 ermöglichen.
Parallel dazu will Djokovic einen Antrag für das griechische „Golden‑Visa“-Programm stellen – ein Aufenthaltsrecht für Investoren, die mindestens 250.000 Euro in Immobilien oder Unternehmen investieren. Der ehemalige Weltranglistenerste hat bereits ein Grundstück am Strand von Glyfada im Blick, das er zusammen mit lokalen Geschäftspartnern entwickeln will.
„Wir sehen hier eine Win‑Win‑Situation“, erklärt ein Vertreter des griechischen Wirtschaftsministeriums. „Ein international anerkannter Sportler, der in den lokalen Tourismus investiert, stärkt das Image Griechenlands als Sportdestination.“
Reaktionen und Expertenmeinungen
Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis traf Djokovic im Juni 2025 in Athen und erneut im August auf der Insel Tinos. In einem kurzen Statement betonte er: "Wir freuen uns, dass Herr Djokovic sich für Griechenland entschieden hat. Sein Engagement für den Tennissport wird unsere Jugend inspirieren und neue Möglichkeiten schaffen."
Serbische Sportjournalistin Maja Petrović sieht den Umzug kritisch: "Es ist traurig, dass ein solch bedeutender Sportler das Land verlassen muss, weil er seine Meinung äußert. Das spricht für ein Klima der Intoleranz gegenüber freier Meinungsäußerung in Belgrad."
Internationaler Tennis-Analyst John McEnroe (nicht der ehemalige Profi, sondern ein unabhängiger Sportökonom) kommentierte: "Der Schritt ist aus sicherheitspolitischer Sicht nachvollziehbar, aber er könnte auch das Image Serbiens langfristig schädigen. Wenn ein Weltsportler das Land verlässt, signalisiert das potenziellen Investoren Unsicherheit.“
Zukünftige Entwicklungen
In den nächsten Monaten wird klar werden, ob Djokovic die geplante Akademie tatsächlich realisiert und ob das Golden‑Visa‑Programm ihm dauerhaftes Bleiberecht verschafft. Beobachter spekulieren, dass er künftig nicht nur als Spieler, sondern auch als Unternehmer im europäischen Tennissport auftreten könnte.
Für die serbischen Proteste bleibt abzuwarten, ob der Wegfall einer prominenten Unterstützerstimme die Dynamik ändert. Die Bewegung hat bereits mehrere Forderungen an die Regierung gestellt, darunter ein unabhängiges Untersuchungsgremium für das Unglück in Novi Sad.
Häufig gestellte Fragen
Wie wirkt sich der Umzug von Novak Djokovic auf den griechischen Tennissport aus?
Der Aufenthalt des 24‑fachen Grand‑Slam‑Siegers erhöht die Sichtbarkeit des Sports in Griechenland erheblich. Durch geplante Investitionen in eine Akademie und das Training im Kavouri Tennis Club erhalten junge Talente Zugang zu hochkarätigem Coaching, was langfristig die internationale Wettbewerbsfähigkeit griechischer Spieler stärken dürfte.
Warum wurde Djokovic von der serbischen Regierung kritisiert?
Im Dezember 2024 unterstützte er öffentlich die Studentenproteste, die nach dem tödlichen Bahnhofsunfall in Novi Sad entstanden waren. Die regierungsnahen Medien sahen das als Angriff auf die Staatsautorität und warfen ihm Verrat vor, weil er die Protestierenden auf einer internationalen Plattform zum Ausdruck brachte.
Welche rechtlichen Schritte muss Djokovic für das Golden‑Visa‑Programm in Griechenland unternehmen?
Er muss mindestens 250 000 Euro in griechische Immobilien oder Unternehmen investieren und einen Nachweis über gesicherte Finanzmittel erbringen. Anschließend wird dem Antrag ein Daueraufenthaltsvisum für bis zu fünf Jahre gewährt, das nach weiteren fünf Jahren in eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis umgewandelt werden kann.
Wie reagieren serbische Sportverbände auf den Wegzug von Djokovic?
Der serbische Tennisverband zeigte Verständnis für die familiäre Entscheidung, betonte aber zugleich den Verlust eines wichtigen Botschafters für den Sport im Land. In einer Stellungnahme hieß es, dass Djokovic weiterhin ein „Freund Serbiens“ bleibe und man hoffe, er kehre zu zukünftigen Turnieren in Belgrad zurück.
Was bedeutet der Umzug für die laufenden Proteste in Serbien?
Der Wegfall einer prominenten Unterstützerstimme könnte die mediale Aufmerksamkeit verringern, doch die Proteste haben bereits eigenständige Strukturen entwickelt. Experten erwarten, dass die Bewegung weiter Druck auf die Regierung ausüben wird, insbesondere im Hinblick auf die Untersuchung des Novi‑Sad-Unfalls.